Singles Day, Black Friday und Cyber Monday – für etliche Einzelhändler gehören sie zur umsatzstärksten Zeit im Jahr. Und auch viele Kundinnen und Kunden sind an diesen Shopping-Tagen dank teils drastischen Rabatten auf Schnäppchenjagd gegangen.
Überall haben auch 2022 wieder Rabatte gelockt – trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes.
Insgesamt bewertet der Handelsverband Deutschland (HDE) die Ergebnisse der „Black Week“ Ende November allerdings verhalten: „Das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel hat etwas an Schwung gewonnen, lässt aber bei vielen Handelsunternehmen nach wie vor Wünsche offen“. Die Kundinnen und Kunden seien immer noch deutlich zurückhaltend unterwegs, die allgemeine unsichere Lage mit hohen Energiepreisen dämpfe die Stimmung nach wie vor erheblich.
Weihnachtsgeschäft im Inflationsjahr 2022: 3 Tipps für den Einzelhandel
Während seit Wochen brütende Hitze herrscht und viele Menschen noch ihre Sommerferien genießen, steht für den Einzelhandel in den deutschsprachigen Ländern schon jetzt das Weihnachtsgeschäft ganz oben auf der Prioritätenliste. Die umsatzstärkste Zeit des Jahres rückt immer näher, doch Inflation, Energieengpässe und sinkende Konsumfreude dämpfen die Erwartungen beim Handel. Gerade hat in Deutschland das Statistische…
Für November und Dezember erwartet der Verband insgesamt einen Umsatz von mehr als 120 Milliarden Euro im Weihnachtsgeschäft. Damit wäre im Vergleich zum Vorjahr ein nominales Plus von 5,4 Prozent in der Kasse, aber nach Abzug der gestiegenen Preise wird daraus inflationsbereinigt ein reales Minus von vier Prozent.
Keine Angst vorm Black Friday: Mit IBM iX zum reibungslosen Shopping-Erlebnis
Der Black Friday hat schon so manchen Webshop in die Knie gezwungen. Warum Interdiscount und microspot.ch dem erwarteten Ansturm gelassen entgegenblicken und was SAP-CX-Partner IBM iX damit zu tun hat, beschreibt ein neuer Beitrag im FCEE-Blog.
Ähnlich sieht es im Onlinehandel aus: Zwar haben hier beispielsweise die Verkaufszahlen am Black Friday laut Expertenschätzung in Deutschland noch einmal das Umsatzvolumen des letzten Jahres übertroffen, das bereits ein Rekordergebnis war.
Doch auch wenn die Rabatte und Angebote der Schnäppchenwochen in diesem Jahr noch kräftiger als 2021 genutzt wurden, droht dem E-Commerce in Deutschland laut HDE-Prognose in der aktuellen Weihnachtssaison unter Berücksichtigung der Inflation ein durchschnittlicher Rückgang von 4,5 Prozent. Eine wesentliche Ursache dafür sind laut HDE allerdings die enormen Umsatzsteigerungen im Internet in den vergangenen beiden Corona-Jahren. Insofern stelle der Umsatzrückgang 2022 „eher eine Normalisierung als einen Rückschlag“ dar.
Global betrachtet gibt es allerdings erhebliche nationale Unterschiede.
Weltweit haben die Käuferinnen und Käufer während der „Cyber Week“ 2022 laut Schätzungen einen rekordverdächtigen Betrag von 281 Milliarden Dollar beim Online-Shopping ausgegeben. Bei dieser Zahl ist allerdings die Inflation nicht mit eingerechnet.
Mit einem Gross Merchandise Value (GMV) von über 8 Milliarden Euro haben dazu auch die E-Commerce-Plattformen beigetragen, die rund um den Erdball auf Basis der SAP Commerce Cloud betrieben werden.
Fast ein Viertel mehr Bestellvolumen
Diese Retailer erzielten damit gegenüber dem Vorjahr einen massiven Zuwachs von 22,3 Prozent beim durchschnittlichen Bestellvolumen (Average Order Value – AOV). Bei den Einzelhändlern mit speziellen Verkaufsaktionen zum Black Friday – so die aktuelle Auswertung – stieg auch der Traffic in ihren Online-Shops im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel, während die Zugriffe bei allen Commerce Cloud-Nutzern an diesem Tag im Durchschnitt „nur“ um 16 Prozent zulegten.
So überstehen E-Commerce-Marken den Bärenmarkt
Schon seit einiger Zeit herrscht auf dem Aktienmarkt eine bärische Stimmung, der auch die Kurse von vielen börsennotierten E-Commerce-Anbietern nach unten treibt. Gleichzeitig steigen die Preise für so ziemlich alles scheinbar unaufhörlich. Die globale Krisenstimmung macht sich in der Wirtschaft deutlich bemerkbar. Dass solche Durchhänger periodisch auftreten und die Aktienkurse sich früher oder später wieder…
Die Analysen zeigen, dass die davon erfassten Retailer in der „Cyber Week“ eine um 205 Prozent gesteigerte Konversionsrate im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen hatten.
Während der „Cyber Week“ wickelten die Online-Shops auf Basis der SAP Commerce Cloud in der Spitze bis zu 3.450 Bestellungen pro Minute ab.
Global wurde dabei ein GMV von 16,6 Millionen Euro pro Minute umgesetzt und nirgendwo war eine Downtime der stabil laufenden Plattform festzustellen.
Mit Rabatten die Lagerbestände reduzieren
Die weltweit grassierende Inflation – in Verbindung mit einer drohenden Rezession in vielen Ländern – hat sich in diesem Jahr spürbar auf die Kaufgewohnheiten der Verbraucherinnen und Verbraucher ausgewirkt. Allerdings nicht so, wie es die meisten Menschen erwarten würden.
Viele Insider und Analysten sagten voraus, dass die Kundschaft weniger kaufen und dafür durch die Kostensteigerung mehr bezahlen würde. Aber da viele Einzelhändler in dieser Saison noch auf großen Lagerbeständen aus den Vormonaten sitzen, gab es zum Auftakt des Weihnachtsgeschäfts reichlich Rabatte, Spezial-Angebote und Sonderaktionen.
Hinzu kommt, dass die Menschen nicht unbedingt weniger einkaufen, sondern ihre Einkäufe zeitlich streuen, indem sie früher shoppen.
Auch greifen viele Kundinnen und Kunden beim Weihnachtsshopping auf ihr während der Corona-Zeit Erspartes zurück, nutzen Kreditkarten oder die Option „Jetzt kaufen – später bezahlen”. So wollen sie sicherstellen, dass sie die Feiertage für sich und ihre Lieben trotz Energiekrise und Geldentwertung genießen können.
Ob das Weihnachtsgeschäft 2022 für den Einzelhandel schon gelaufen ist, lässt sich schwer vorhersagen. Auch wenn 58 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher in Umfragen sagen, dass das Black Friday-Wochenende wahrscheinlich das Ende ihrer Geschenkeeinkäufe für dieses Jahr war, rechnet vor allem der stationäre Einzelhandel am vierten Adventswochenende und der verbleibenden Woche vor den Feiertagen noch mit mehr Kundschaft und höheren Umsätzen – so wie in der Vergangenheit.
Agil bleiben heißt die Devise
Trotz der derzeitigen Ungewissheit sollten Einzelhändler agil bleiben, um den Bedürfnissen der Kundschaft auch in diesen angespannten Tagen optimal gerecht zu werden, ihre Erwartungen zu erfüllen und möglichst zu übertreffen. Dazu können sie beispielsweise moderne Technologien wie Datenanalysen und Künstliche Intelligenz nutzen, um mit dem sich schnell ändernden Einkaufsverhalten besser Schritt zu halten.
Denn damit lassen sich Wachstumschancen rechtzeitig erkennen und nutzen, um einer stabilen E-Commerce-Plattform schnell neue Touchpoints und Kundenerlebnisse hinzufügen. Schließlich sollten Einzelhändler auch sicherstellen, dass die „letzte Meile“ für ihre Lieferungen reibungslos zurückgelegt wird.
Warum Top-Kundenerlebnisse auch von der perfekten Lieferkette abhängen
Viele Unternehmen stecken viel Zeit und Geld in kundenzentrierte Bestellprozesse – und können am Ende trotzdem nicht punkten. Top-Customer Experience erfordert nämlich eine ganzheitliche Ausrichtung der Unternehmensprozesse.
Das geht zum Beispiel dadurch, indem sie dafür sorgen, dass die Lagerbestände möglichst exakt der Nachfrage entsprechen und es keine Lieferrückstände gibt, um die gefürchteten Retouren nach den Feiertagen zu minimieren. Denn die mindern das vor Weihnachten hart erarbeitete Wachstum erheblich.
Reiner Preiswettbewerb führt in eine Abwärtsspirale
Die große Frage bleibt, ob sich die zum Teil erheblichen Rabatte während der Cyber Week langfristig wirklich positiv auf das Geschäft auswirken. Oder gehen sie womöglich zu Lasten der ohnehin schon minimalen Marge und verschärfen die Krise weiter?
Denn die große Gefahr von Rabatten besteht darin, dass gewohnheitsmäßige und übermäßige Nachlässe „süchtig“ machen können. Das gilt sowohl für die Kundinnen und Kunden, die sich an die Sonderangebote gewöhnen, als auch für die Marketingverantwortlichen im Handel, die sich auf den kurzfristigen Erfolg von Rabattkampagnen verlassen und darauf ausruhen.
Längerfristig schadet die „Rabattitis“ jedoch der Markentreue, da die Kundschaft den wahren Wert einer Brand oder eines Produkts nicht mehr erkennt.
Gleichzeitig wird die langfristige Kundenbindung geschwächt: Jeder Konkurrent kann kommen und einen geringfügig günstigeren Preis anbieten. Ein Wettbewerb rein über den Preis wird so immer zu einer Abwärtsspirale führen.
Nachhaltigkeit bietet neue Chancen für E-Commerce
Vier von zehn Deutschen sind laut einer aktuellen Studie bereit, im neuen Jahr nachhaltiger einzukaufen. Fündig werden sie dabei vorwiegend im Onlinehandel. Doch das grüne Shopping erscheint den Verbraucherinnen und Verbrauchern oft als „zu teuer“ und „unbequem“. Wie die repräsentative Umfrage des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland e. V. (bevh) zusammen mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey…
Trotzdem können Rabatte als grobes Instrument dazu dienen, um in bestimmten Situationen eine Veränderung herbeizuführen. Etwa wenn Einzelhändler – so wie aktuell – auf den Beständen übervoller Lager sitzen und die Ware loswerden müssen.
Doch Preisnachlässe sind nur eine kurzfristige Lösung für dieses Problem und sollten nicht zur Gewohnheit werden.
Hier sind einige andere Strategien, die statt eines Rabatts in Betracht gezogen werden sollten:
- Personalisiertes Messaging mit Empfehlungen für Käuferinnen und Käufer
- Als Draufgabe ein Gratis-Produkt oder Add-On-Services anbieten
- Gutschein für weitere Käufe dazugeben
- Die Authentizität oder besondere Vorteile des Produkts hervorheben
- Aufzeigen, wie bequem die Rückgabe von Artikeln gestaltet ist
- Benutzungsfreundlichkeit demonstrieren, etwa in einem Video
- Unterstützende Inhalte mit Nutzwert bereitstellen
Ein Rabatt darf immer nur die allerletzte Option sein, denn er ist für das Unternehmen mit Abstand am teuersten und sollte nur in Ausnahmefällen gewährt werden.
Darum ist 2022 im Onlinehandel eine CX-Neuausrichtung erforderlich
Die aktuellen Commerce-Trends unterstreichen deutlich: Die Pandemie hat in den letzten beiden Jahren das klassische Backoffice im Onlinehandel überflüssig gemacht. Wenn in den vergangenen Monaten ein E-Commerce-Anbieter in die Knie ging, waren in den seltensten Fällen Performanceprobleme oder langsame Checkout-Prozesse die Ursache. Sondern meist Lieferkettenprobleme wie etwa schnell sinkende Lagerbestände, eine lahm gelegte Logistik oder…
Stattdessen müssen Retailer auf intelligentes Pricing und eine fundierte Marketingstrategie achten, die auf ihre Kundschaft individuell zugeschnitten ist.
Kundendaten intelligent nutzen
Dazu muss auf Basis der Kundendaten herausgefunden werden, welche Kundinnen und Kunden welche Produktbereiche im Shop besucht und welche Waren sie gekauft haben. Dann können Einzelhändler sie mit Inhalten ansprechen, die für ihre Interessen relevant sind und zeigen, dass sie und ihre Bedürfnisse verstanden werden.
Wer personalisierte Inhalte bereitstellt, hilft seinen Kundinnen und Kunden dabei, passende Produkte oder Leistungen zu entdecken.
Und demonstriert, dass der Anbieter über die Tools und die Raffinesse verfügt, sich an frühere Interaktionen zu erinnern. So ist er in der Lage, einen kontinuierlichen Dialog fortzusetzen, anstatt bei jeder Kontaktaufnahme von Neuem zu beginnen.
Durch diese Art des Dialogs wird Vertrauen aufgebaut und dafür gesorgt, dass die Kundschaft immer wieder zu einer Marke zurückkommt. Nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern im gesamten Jahr 2023 und danach.
Der Einzelhandel ist in Bewegung. Eine aktuelle Umfrage zeigt, wohin sich der E-Commerce entwickelt. HIER gibt es die Statistiken und Daten.